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Der Klimawandel wartet nicht

EnBW ODR forciert Energiewende – in diesem und nächstem Jahr investiert das Unternehmen allein ins Stromnetz 35 Millionen Euro.

Ostalbkreis. „Die Temperatur auf unserem Planeten steigt weiter an – mit Auswirkungen, die auch uns in Deutschland immer mehr zu schaffen machen, denken wir nur an die Folgen der jüngsten Starkregen oder die Hitzeperioden der vergangenen Sommer“, erklärt Sebastian Maier, Vorstand der EnBW ODR, mit besorgter Miene gegenüber Journalisten. „Am Dienstag (24. August) steht er im ODR-Sommerinterview gemeinsam mit Matthias Steiner, Geschäftsführer der ODR-Netztochter NGO (Netzgesellschaft Ostwürttemberg DonauRies GmbH), Rede und Antwort zum Stand der Energiewende und den anstehenden Herausforderungen in seinem Versorgungsgebiet. „Wir müssen uns massiv anstrengen, wenn wir die globale Erwärmung noch abbremsen wollen“, betont Matthias Steiner. Sebastian Maier fügt an: „Es geht hierbei schließlich um unsere ureigenste Lebensqualität. Dafür ist die Energiewende dringlicher denn je.“ Denn auch das gefühlt zu nasse und kalte Jahr 2021 wird es unter die TOP 10 der wärmsten Jahre seit der Temperaturaufzeichnung schaffen. Aktuell steht es auf Platz 7. Der sich exponentiell entwickelnde Temperaturanstieg sei für die ODR Grund genug, bei den Maßnahmen für den Klimaschutz einen weiteren Zacken zuzulegen. Schlüssel dazu ist unter anderem der Ausbau und die Digitalisierung des Stromnetzes. Hier wird die ODR allein in diesem und nächstem Jahr Investitionen von mehr als 35 Millionen Euro tätigen. Auch in den Folgejahren sind bereits höhere Summen eingeplant. Denn Dreh- und Angelpunkt für das Gelingen der Energiewende sei eine hochleistungsfähige Infrastruktur, die auch die Sektoren Wärme und Verkehr einbezieht. „Beide sind wesentliche Bausteine, um das Naturangebot an Sonne und Wind optimal nutzen und den Ausstoß an klimaschädlichem CO2 auf das erforderliche Maß senken zu können“, resümiert Sebastian Maier.

Über 32.000 Anlagen liefern Sonnen- und Windstrom ins ODR-Netz

„Bei uns stehen Klimaschutz und Nachhaltigkeit schon seit Jahren ganz oben auf der Agenda; deshalb sind wir in vielen Punkten im Branchenvergleich auch weit – aber gemessen am Fortschritt des Klimawandels nicht weit genug“, sagt der ODR-Vorstand und ergänzt: „Wir sind in Deutschland bei der Stromwende inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem der Umbruch der Energiesysteme auch technisch deutlich zum Tragen kommt. Damit wachsen Komplexität und Herausforderungen, insbesondere für die Infrastruktur.“ In Deutschland stammten im vergangenen Jahr erstmals mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen, im Netzgebiet der ODR waren es bereits 71 Prozent. Das war nur möglich, weil die Vorkehrungen dafür getroffen waren. Denn bundesweit ächzen die Stromnetze vielerorts unter der schwer prognostizierbaren Wind- und Sonnenenergie. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen Netzbetreiber immer öfter eingreifen und große Anlagen zeitweise abschalten. Im ODR-Gebiet musste 2021 erstmalig eine Anlage vom Netz genommen werden. „Verbrauch und Einspeisung müssen im Gleichgewicht sein, sonst kommt es zu Versorgungsstörungen. Das ist die Besonderheit bei elektrischer Energie“, erläutert Matthias Steiner. Mit fortschreitender Einspeisung wächst die Menge an Strom, die gemanagt werden muss. „Bei guten Wind- und Sonnenbedingungen wird die Menge immer größer, die wir steuern müssen. Bei schlechten Wetterbedingungen – wie bei einem Gewitter beispielweise oder einer Regenfront – fällt eine riesige Menge eingespeister Energie vor Ort schlagartig weg. Damit die Versorgung auch dann sicher funktioniert, muss der Strom zügig aus einer anderen Region oder aus anderen Erzeugungsanlagen kommen“, erläutert er die Herausforderungen. „Voraussetzung dafür sind extrem leistungsfähige intelligente Netze, die den aktuellen Bedarf und die Einspeisemengen kontinuierlich abgleichen und zudem an Wetterprognosen und anderen Daten reflektieren. Parallel dazu müssen wir schnell zu- und abschaltbare System integrieren, um Bedarfs- und Einspeiseschwankungen ausgleichen zu können“, berichtet der NGO-Geschäftsführer. Zu solchen System zählen beispielsweise Reservekraftwerke, Batteriespeicher und E-Mobile, aber auch Vereinbarungen mit Anlagenbetreibern und der Industrie für flexible Abnahmen sowie komplexe Regelmechanismen mit anderen Netzbetreibern. Aktuell sind im ODR-Gebiet über 32.000 Strom erzeugende Anlagen mit einer installierten Leistung von rund 976 Megawatt an das Verteilnetz angeschlossen. „Wir gehen von zusätzlich 16.000 Anlagen in den nächsten zehn Jahren aus, was auch eine Verdopplung unserer Ausbauaktivitäten mit sich bringt“, sagt Matthias Steiner.

Engpässe sind vorprogrammiert

„Wenn die Abnahme in unserem eigenen Netzgebiet schwach ist, exportieren wir heute schon über 380 Megawatt in die vorgelagerten Netze; also ein gutes Drittel der installierten Erzeugungskapazität. Daran sieht man, wie weit in unserem Versorgungsnetz die Energiewende bereits vorangeschritten ist“, resümiert Matthias Steiner. „Einerseits freuen wir uns, dass die aktuell günstigen Kosten für Photovoltaikanlagen die Energiewende weiter beflügeln. Wir reden geradezu von einer Antragsflut, auch von großen Freiflächenanlagen mit bis zu 40 Megawatt (MW) Leistung. Andererseits sind in Teilen unseres Versorgungsgebiets die Netze bereits mit EEG-Anlagen weitgehend gesättigt. Das rührt daher, dass wir bereits in der Energiezukunft 2030 angekommen sind. Denn dann gilt das bundesweite Ziel, eine EEG-Quote von 65 Prozent zu erreichen“, sagt der Netzexperte. Das gilt insbesondere für den Ries, für die Region Hohenlohe, für den Westen rund um Aalen, Pfahlbronn und Böbingen sowie für den Norden rund um Niederstetten und Craisheim. „Wir bauen aus so schnell es geht – dabei spielen auch Genehmigungsverfahren, Akzeptanz und die Verfügbarkeit von Baufirmen eine Rolle.“

Versorgungsqualität im ODR-Gebiet ist weiter nachweislich hoch

Die Versorgungsqualität bei der ODR ist dennoch nach wie vor überdurchschnittlich hoch. Grund hierfür sind vor allem die Investitionen ins Netz und die eigene, rund um die Uhr besetzte Querverbundleitstelle. Auch eine Monteurbereitschaft ist 24 Stunden an 7 Tagen der Woche verfügbar (24/7). Der wichtigste Indikator für die Zuverlässigkeit von Energienetzen ist der sogenannte SAIDI-Wert (System Average Interruption Duration Index). Er gibt die durchschnittliche Stromausfalldauer je versorgtem Verbraucher an und wird von der Bundesnetzagentur veröffentlicht. Im ODR-Gebiet lag der SAIDI-Wert im Jahr 2020 bei 10,9 Minuten, in Baden-Württemberg bei 12,26 Minuten, wie die Bundesnetzagentur am 23. August 2021 bekanntgegeben hat. 

Regionalstrom und E-Mobilität sind Bausteine der Energiewende 

ODR-Vorstand Sebastian Maier ist es ein großes Anliegen, die Infrastrukturen so zu gestalten, dass das Angebot der Natur möglichst komplett genutzt werden kann. Dazu gehört für ihn auch, dass Anlagen, die nach 20 Jahren Betriebszeit jetzt nach und nach aus der Förderung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes fallen, weiterhin wirtschaftlich betrieben werden können. „Wir haben dafür schon recht gute Lösungen bei der ODR“, betont er und fügt an: „Zum Beispiel vermarkten wir regional erzeugten Strom direkt in der Region, indem wir ihn aufkaufen und unserer Kundschaft anbieten. Bei uns kann jede Kundin und jeder Kunde selbst bestimmen, von welcher dieser Anlagen er seine persönliche Strommenge beziehen will. Das wird hervorragend angenommen.“ Darüber hinaus schafft die ODR die Infrastruktur für den Ausbau der Elektromobilität und geht hier selbst mit gutem Beispiel voran. Sie hat bereits 141 öffentliche Ladepunkte in Betrieb genommen, 19 weitere sind in Planung. Zudem baut sie bei Geschäftskunden Stromtankstellen auf. Der eigene PKW-Fuhrpark soll bis 2030 komplett auf Elektroantrieb umgestellt sein.

Die Welt von morgen ist elektrischer

Während der Strom- und Verkehrssektor zunehmend grüner werden, ist der Wärmesektor noch weitestgehend von fossilen Energieträgern abhängig. Der Anteil an erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch dieses Sektors betrug 2020 gerade mal 15 Prozent. Wie beim Verkehr will die Bundesregierung durch Förderanreize auch bei der Wärme Hausbesitzer zum Umstieg auf umweltschonendere und effizientere Heizsysteme motivieren, darunter Solarthermieanlagen oder elektrisch betriebene Wärmepumpen. Denn nur durch die Vernetzung der Sektoren Strom, Verkehr und Wärme können die ambitionierten Ziele der Bundesregierung erreicht werden. Um ihren Kundinnen und Kunden den Schritt zur Heizungsmodernisierung zu erleichtern, bietet die ODR ihnen den Fördermittelservice febis, bei welchem sie sich gezielt zu Förderungsmöglichkeiten informieren können. Obendrein bezuschusst sie einen Umstieg von Öl auf Gasbrennwerttherme und erneuerbare Energien mit 300 Euro. 

Ausbau erfordert schnellere Genehmigungen und höhere Akzeptanz

Will die Bundesregierung ihre Ziele erreichen, indem sie auch bei Verkehr und Wärmeversorgung künftig auf Strom statt auf fossile Energieträger setzt, erhöht sich der Strombedarf Deutschlands. Im Jahr 2020 lag der Bruttostromverbrauch bei rund 545 Terawattstunden. Verschiedenen Prognosen zufolge wird er bis 2030 auf 650 Terawattstunden (Quelle: Agora Energiewende) bis 780 Terawattstunden (Quelle: Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme) ansteigen. „Diese Zahlen spiegeln eindeutig das immense erforderliche Volumen in den Ausbau der Infrastruktur. Die Investitionen in das Stromnetz werden sich in den nächsten 10 Jahren verdoppeln müssen, um die Energiewende hinzubekommen“, betont Sebastian Maier. Der Bau neuer Hoch- und Höchstspannungsleitungen kommt allerdings nur langsam voran. Genau dieser ist jedoch sehr wichtig, um Strom aus den industriearmen, windreichen Regionen dorthin zu transportieren, wo er gebraucht wird. „Das Verfahren für eine Stromtrasse von Goldshöfe ins Ries läuft bereits seit fünf Jahren“, führt Matthias Steiner als Beispiel an. Neben langsamen Genehmigungsverfahren ist die gesellschaftliche Akzeptanz ein Hemmnis. Sebastian Maier sieht hier das größte Problem. Insbesondere der Widerstand gegen neue Stromtrassen sei groß, denn sie bedeuten oft Eingriffe in Siedlungsstrukturen und Landschaft. Deshalb sollen beim Bau vorrangig Erdkabel eingesetzt werden. Diese haben eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung, sind aber auch teurer bei Installation und Wartung. Derzeit sehen die gesetzlichen Rahmendbedingungen jedoch noch einen Vorrang für Freileitungen in der Hoch- und Höchstspannungsebene vor. Für einen generellen Erdkabelvorrang müssten die Gesetze angepasst werden.

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