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Mit der Chance aus der Krise: Energiewende schnell vorantreiben

EnBW ODR AG zur Lage am Energiemarkt: Energieunternehmen setzt auf Energiesparen und schnelleren Ausbau der Erneuerbaren

ELLWANGEN. Im kommenden Winter droht das Gas knapp zu werden: Die Stabilität unserer Energieversorgung ist in Gefahr. Für Sebastian Maier, Vorstand der EnBW Ostwürttemberg DonauRies Aktiengesellschaft, sind es zwei E, mit denen Deutschland der Krise begegnen muss: Energiesparen und der rasche Ausbau der erneuerbaren Energien. Über die aktuelle Situation und daraus resultierender Erfordernisse informierte der Vorstand des Energieunternehmens beim Sommerinterview am Freitag, den 26. August. Deutschland habe in den vergangenen Jahrzehnten die Energiewende nicht ausreichend vorangetrieben, obwohl die Möglichkeiten vorhanden gewesen wären. „Jetzt rächt sich Deutschlands Abhängigkeit von Energieimporten“, sprach Sebastian Maier Klartext.

 

Energiepreise klettern weiter

Die Preise für Energieträger an den Beschaffungsmärkten klettern seit vergangenem Spätsommer kontinuierlich, ein Allzeithoch jagt das andere. Ein Ende sei nicht in Sicht, führt Sebastian Maier aus. Energieverbraucher – ob Privathaushalte, Gewerbe oder Industrie – müssten sich auf eine Verdopplung bis Verdreifachung der Energiekosten gegenüber dem heutigen Niveau einstellen. „Günstige Energiepreise sind passé – bei niedrigeren Margen für Energielieferanten“, stellte der Vorstand klar. Davon seien auch die Kundinnen und Kunden der ODR nicht ausgeschlossen.

 

Energiesparen oberstes Gebot

Um versorgungstechnisch einigermaßen gut durch den nächsten Winter kommen zu können, sind jetzt alle gefragt: Energiesparen ist kurzfristig die wichtigste Maßnahme, wozu nicht nur die Bundesregierung auffordert, sondern auch der Deutsche Städtetag und Energieunternehmen wie die ODR. Deshalb begrüßt Sebastian Maier die neuen Vorgaben der Bundesregierung für öffentliche Gebäude und private Haushalte. Er sagte: „Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde entlastet den Geldbeutel und hilft, die Gasspeicher voll zu bekommen.“ Die ODR selbst hat eine Energiesparkampagne ins Leben gerufen unter dem Motto „Energiesparen – und jetzt alle“. Dabei geht das Unternehmen selbst mit gutem Beispiel voran. Es spare Energie, wo es nur geht, betont der Vorstand. Neben den bisher umgesetzten Effizienzmaßnahmen erhalten beispielsweise alle Mitarbeiter ein Raumluft-Thermometer für ihr Büro, um die 19-Grad-Marke nicht zu überschreiten.

 

Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen

Mittel- und langfristig sieht Sebastian Maier im schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien die wichtigste Maßnahme, um aus der Energiekrise zu kommen: „Jede Krise bietet eine Chance. Deutschland hat jetzt die Möglichkeit, die Primärenergie sehr schnell auf eine CO2-neutrale Erzeugung umzustellen.“ Die Zahlen zeigen, dass Deutschland hier noch Aufholbedarf hat, vor allem bei Wärme und Mobilität: Der Anteil der erneuerbaren Energien bei Wärme liegt gerade mal bei 16,5 Prozent. Das heißt, die Wärmewende muss schnell erfolgen, um den Klimaschutz voranzubringen und damit die Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten zu reduzieren.

Für die Energiewende bei Wärme spielt auch Strom aus Erneuerbaren eine zentrale Rolle, denn die Elektrifizierung der Wärmeversorgung durch beispielsweise den Einsatz von Luftwärmepumpen nimmt zu. Im Netzgebiet der Netze ODR GmbH – der Netztochter der EnBW ODR AG – ist der Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor schon weit: 2021 stammten bereits 64 Prozent des Stroms rein bilanziell aus regenerativen Energiequellen. Im ersten Halbjahr 2022 waren es sogar rund 75 Prozent. Sie kommt damit dem Ziel der Bundesregierung, bis 2030 80 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen zu beziehen, schon sehr nah. Und der Ausbau der erneuerbaren Energien boomt: Bei der Netze ODR GmbH sind im ersten Halbjahr dieses Jahres gut 2.700 Anträge für den Anschluss von Anlagen eingegangen, das meiste davon Photovoltaikanlagen. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Von Juni 2021 bis Juni 2022 lagen der Netzgesellschaft Einspeiseanfragen für Erneuerbare-Energien-Anlage mit insgesamt rund 1.000 Megawatt Leistung vor.

Dem gegenüber steht, dass die Netze ODR der Flut der Anträge aktuell nicht gerecht werden kann, weshalb sich deren Bearbeitung und damit auch der Netzanschluss der Anlagen verzögert. Gründe dafür seien laut Sebastian Maier Lieferengpässe bei bestimmten Geräten und Teilen wie Wechselrichtern durch Corona-Pandemie, Fachkräftemangel und ein verzögerter Netzausbau. Letzterer betrifft vor allem größere Anlagen. Hier sieht der Vorstand vor allem langwierige Genehmigungsverfahren und Akzeptanz der Bevölkerung als Hemmnisse. So befindet sich aktuell die Trassenerweiterung der bestehenden 110kv-Leitung um einen Leitungsstrang zwischen Goldshöfe, Ellwangen und Donauwörth im siebten Genehmigungsjahr.

 

Gesetzgeber in der Pflicht

Mögliche Lösungen sieht Sebastian Maier in der Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und eine vorrangige Erdverkabelung der Leitungen, um die Akzeptanz für den Netzausbau in der Bevölkerung zu erhöhen. Hier sieht der Vorstand den Gesetzgeber in der Pflicht. Zudem arbeite die ODR auch an eigenen Lösungen, um Anlagen trotz fehlender Netzkapazitäten schneller anschließen zu können. In den Netzgebieten der Netze ODR, in denen die freien Netzkapazitäten erschöpft sind, bietet die ODR für Kunden mit größeren Anlagen eine innovative Lösung: die Einspeisebegrenzung oder auch Nulleinspeisung. Das heißt, der aus der regenerativen Anlage gewonnene Strom darf nur für den Eigenverbrauch des Kunden genutzt oder gespeichert werden. Mittels einer Leistungsüberwachung wird sichergestellt, dass keine Einspeisung ins öffentliche Stromnetz erfolgen kann. Erste Pilotprojekte sind erfolgreich abgeschlossen, seit August 2022 bietet die ODR diese Lösung für Kunden an.

 

Sebastian Maier vor Stromtrasse in Nördlingen. Bild: EnBW ODR